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Wie sich digitale Geschäftsmodelle in der Automobilindustrie rechnen

Digital Business Models

Anbieter wie Tesla setzen die Automobilindustrie weltweit stark unter Druck in puncto Digitalisierung. Die zieht jetzt nach mit vielen neuen Geschäftsmodellen und Services. Um diese schnell und in großem Stil umsetzen zu können, brauchen die Autokonzerne flexible Monetarisierungs-Lösungen, denn sonst rechnet sich die schöne neue Welt nicht.

Von Henner Heistermann, CEO Nitrobox GmbH

Wenn von digitalen Angeboten die Rede ist, klingt vieles so schön einfach und bequem. Eine neue Welt ist entstanden, in der Konsumenten mehr Möglichkeiten haben und alles jederzeit so bekommen können, wie sie es sich gerade wünschen. Das ist auch großartig, aber aus Sicht von Konzernen stellen digitale Geschäftsmodelle immer noch eine ziemlich große Hürde dar, wenn es darum geht, sie schnell auf die Straße zu bringen.

Und das ist auch schon das Stichwort: Denn gerade die Automobilindustrie muss weiter nachziehen bei digitalen Angeboten und ist hier auch auf einem guten Weg. Allerdings hat die Digitalisierung von Geschäftsmodellen eine ganz bestimmte Charakteristik. Es bedeutet ja nicht nur, dass ich Produkte, die ich vorher offline verkauft habe, jetzt online verkaufe, sondern dass sich im Rahmen der Digitalisierung viel mehr verändert. An der Automobilindustrie sieht man sehr schön, dass sich das Produkt insgesamt wandelt, denn es ist auf einmal service- und nutzungsabhängig. Autohersteller bauen schließlich ganz neue Mobilitätsservices auf. Das bisherige Produkt wird zwar weiterhin hergestellt und auf den Markt gebracht, aber das Geschäftsmodell dahinter ist ein anderes.

Sitzheizung on demand

Diese Transformation gibt es auch in anderen Branchen. Software muss nicht mehr gekauft werden, sondern sie wird im Prinzip gemietet. Bei Adobe können Designer sogar einzelne Filter mieten, um Bilder zu bearbeiten. Ich muss also nicht mehr das ganze Softwarepaket mit allen Features bezahlen. Ich glaube, dass es noch feinkörniger geht und der Grad der Komplexität weiter steigen wird. Von Autoherstellern kommen dazu ständig neue Konzepte, die nach dem Motto „Functions on demand“ funktionieren. Das kann bedeuten, dass etwa eine Sitzheizung in einem Fahrzeug eingebaut ist, ich sie aber nicht mitkaufen muss. Stattdessen wird sie mir nutzungsabhängig angeboten, also zahle ich eventuell ein paar Cent pro Minute. Oder ich buche ein Winterpaket, das ein paar Stunden Nutzung der Sitzheizung enthält.

Komplexere Payments

Solche Geschäftsmodelle lassen sich im Prinzip endlos weiterdenken. Beim e-tron, dem ersten voll elektrischen Audi, kann ich ein Leistungsupdate hinzubuchen. Das heißt, ich kann später mehr Motorleistung nach Bedarf abrufen und dem Hersteller oder meinem Arbeitgeber, wenn es sich um einen Dienstwagen handelt, den Preis für die Nutzung bezahlen. Das kann interessant sein, wenn ich als Angestellter am Wochenende eine Mehrleistung für den Privatgebrauch wünsche.

So ergeben sich auf einmal ganz andere Vertragskonstellationen mit anderen Beteiligten, andere Versicherungs- und Steuerbestimmungen. Hierbei werden relativ kleine Beträge zwischen mehreren Parteien hin- und hergebucht, um diesen Grad an Individualisierung und Bequemlichkeit möglich zu machen. Der Anwender muss nur seine Zahldaten hinterlegen und den Service buchen, aber dahinter steht eine hochkomplexe Prozesskette, die nur Sinn macht, wenn am Ende auch Gewinn übrigbleibt.

Das ist für viele Autokonzerne heute noch eine echte Herausforderung. Schließlich können die Prozesskosten für eine Abrechnung im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Wenn aber ein digitales Angebot nur zwölf Euro kostet, zahlt der Konzern bei jeder Buchung drauf.

So wird es wirtschaftlich

Konzerne, die digitale Geschäftsmodelle auf den Markt bringen, müssen auch die Finanzprozesse neu denken. Diese Herausforderung hat zur Gründung der Nitrobox GmbH geführt. Wir sind gewissermaßen ein „Level-Editor“ für digitale Geschäftsmodelle. Unsere Tools und Bausteine können die Bereiche Billing, Payment und Accounting abbilden und zwar in der Form, dass sich neue Services inerhalb kürzester Zeit effizient abrechnen lassen und die Prozesskosten auf ein Minimum reduzieren. Mit unserer Lösung kann es gelingen, dass auch Micro-Transaktionen nur noch Kosten von wenigen Cent verursachen. Das ist nötig, um ein digitales Geschäftsmodell wirtschaftlich fahren zu können. Gleichzeitig können wir komplexe Vertragsverhältnisse abbilden und bei Bedarf viele tausend Payment-Prozesse täglich verarbeiten. Die Nitrobox-Lösung wirkt dabei wie ein Zusatz-Feature des bestehenden Finanzsystems.

Ich bin davon überzeugt, dass die Monetarisierung eine der wichtigsten Elemente in einer Prozesslandschaft überhaupt darstellt. Wenn dieser Bereich nicht funktioniert, lassen sich digitale Geschäftsmodelle entweder gar nicht fahren oder zumindest nicht effizient betreiben – egal wie groß der Konzern ist, der dahintersteht.

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